Marabu / Magazin

Wissen, Aktuelles und Hintergründe
rund um ECM im Gesundheitsmarkt.

Marabu-Redaktionsteam

Studie: Fast jeder zweite Klinikmanager erreicht Planvorgaben nicht

Die Unternehmensberatung Roland Berger befragte Vorstände und Geschäftsführer der 400 größten deutschen Kliniken für die Studie „Aktuelle Diagnose und Therapie der wirtschaftlichen Misere deutscher Krankenhäuser“. Das Ergebnis spiegelt sich in dem treffenden Namen der Studie wider und legt die schlechte wirtschaftliche Lage deutscher Kliniken dar. Laut Studie konnten im Jahr 2014 zwar steigende Umsätze generiert werden, aber nur jedes zweite Krankenhaus erreichte ein positives Jahresergebnis.

Die andere Hälfte der Befragten konnte ihre Planvorgaben nicht einhalten. „Auch 2015 wollen rund 90% der deutschen Krankenhäuser ihre Umsätze weiter steigern, aber der zunehmende Kostendruck und gesetzliche Einsparmaßnahmen werden den Anteil defizitärer Häuser nochmals erhöhen“, erklärt Peter Magunia, Leiter der Healthcare Practice Deutschland bei Roland Berger. Dem setzt er hinzu, dass viele Krankenhäuser zu optimistisch planen oder Schwierigkeiten haben, die im Wirtschaftsplan bereits berücksichtigten Maßnahmen tatsächlich umzusetzen.

Der demografische Wandel schafft neue Perspektiven

Roland Berger zufolge kritisieren 60% der Studienteilnehmer die knappen Investitionsmittel. Sie beklagen die fehlenden Fördermittel, zu geringe Überschüsse sowie die Möglichkeit von alternativen Finanzierungen. Investitionsbedarf ist jedoch vorhanden. Roland Berger-Partner, Sascha Haghani vertritt den Standpunkt, dass Krankenhäuser aufgrund des demografischen Wandels vor allem Fachbereiche für ältere Patienten ausbauen sollten, weil das größte Wachstumspotenzial in Geriatrie, Kardiologie und Neurologie liegt.

Restrukturierung als Daueraufgabe

Mit Bedenken wird in die Zukunft geblickt, denn die Mehrheit der Befragten erwartet in den kommenden fünf Jahren keine wirtschaftlichen Verbesserungen. Deshalb nehmen viele Krankenhäuser ihr Problem selbst in die Hand und versuchen über Restrukturierungsmaßnahmen ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern. Laut Roland Berger befinden sich über 70% der befragten Krankenhäuser in einer Restrukturierung. Davon nehmen 87% die Restrukturierung als Daueraufgabe wahr und verfolgen sie intensiv. Als wichtigste Restrukturierungsmaßnahme nennt Roland Berger die Steigerung der Erlöse im stationären Bereich, gefolgt von der Senkung der Sachaufwendungen. Dabei wird für die Krankenhäuser die größte Herausforderung in der Umsetzung der Maßnahmen liegen.

Doch auch mit den getroffenen Restrukturierungsmaßnahmen konnten nicht einmal die Hälfte der Krankenhäuser ihre wirtschaftlichen Ziele erreichen. Die Profitabilität muss weiter erhöht werden, so die Empfehlung der Unternehmensberatung. Mit einer optimierten Kalkulation der Bettenauslastung, mehr Effektivität beim medizinischen und Pflegepersonal sowie der Reduktion der Kosten für medizinische Dienstleistungen soll eine Effizienzsteigerung in den Kliniken erreicht werden. Vor allem Letzteres stellt eine schwierige Aufgabe dar, meint Peter Magunia und sagt: „Im Gegensatz zu Unternehmen hat in Krankenhäusern die zentrale Einkaufsabteilung eine schwächere Position, wenn es darum geht, Kosten zu reduzieren. Das liegt an der speziellen Organisationsstruktur der Kliniken: Ärzte entscheiden gerne selbst, welchen Herzschrittmacher sie einsetzen. Produktstandardisierungen lassen sich daher nur in enger Abstimmung mit den leitenden Ärzten umsetzen.“

Eine erfolgreiche Restrukturierung

Einhergehend mit der Identifizierung geeigneter Maßnahmen müssen Restrukturierungen auch erfolgreich implementiert werden. Roland Berger zufolge liegt hier das Problem. 84% der befragten Krankenhäuser haben Schwierigkeiten die Restrukturierungsmaßnahmen in ihren alltäglichen Arbeitsablauf zu integrieren. Die Ursachen sind meist intern begründet und liegen auf Seiten der Mitarbeiter, die Widerstand ausüben oder die Maßnahmen nicht schnell genug in die Arbeitsprozesse implementieren. Der ausschlaggebende Faktor für den Erfolg einer Restrukturierung ist daher das Krankenhausmanagement. Entscheidend sind Führungskräfte mit klaren Zielvorgaben, die ihre Mitarbeiter frühzeitig in die veränderten Prozesse einbinden und deutlich kommunizieren.   
Mitunter könnten diese Anforderungen ein Grund für die derzeitig erhöhte Fluktuation im Krankenhausmanagement sein. Laut der Unternehmensberatung Roland Berger hat über die Hälfte der befragten Kliniken in den letzten drei Jahren ihre Geschäftsführung ganz oder teilweise gewechselt. Die Suche nach dem richtigen Krankenhausmanagement ist kompliziert. Roland Berger-Partner Sascha Haghani fasst zusammen: „Um den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Heilauftrag hinzubekommen, müssen Krankenhäuser nicht nur auf der Umsatz- und Kostenstelle umdenken, sondern auch im oberen Management.

Weitere Informationen

Pressemitteilung und Studie der Unternehmensberatung Roland Berger:

Redaktionsteam

Über den Autor

Das NEXUS / MARABU Redaktionsteam besteht aus Mitarbeitern verschiedener Fachabteilungen, die ihren Erfahrungsschatz sowie interessante News und Links zu Branchenthemen abwechselnd in unserem Magazin veröffentlichen.

Studie

Zurück